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Have a break

Manu Katché, der Perfektionist hinterm Schlagzeug, haderte nicht lange – zumindest ließ er es sich nicht anmerken. Die Tatsache, dass während seines Konzerts in Oldenburg das „Bandmitglied“ Computer den Dienst versagte, wollte der weit gereiste und viel beschäftigte Franzose am liebsten wegmoderieren.

Bei der ersten Unterbrechung plapperte er noch fröhlich drauf los, bei der zweiten Pause ging ihm allmählich der Gesprächsstoff aus. Wie im digitalen Alltag üblich, leistete aber auch hier ein Administrator „Erste Hilfe“ – und Manu Katché konnte wieder das machen, was er am allerbesten kann: Schlagzeug spielen.

 

In Deutschland verfügt der Franzose über eine große Fangemeinde. Da die Schnittmenge der Jazz-Freunde und Arte-Zuschauer durchaus bemerkenswert ist, ist Katché seit rund zehn Jahren auch als Moderator der Musiksendung „One Shot Not“ bekannt.  

 

Mit dem aktuellen Vorhaben geht der frische Franzose neue Wege. Vom Elektro-Erlebnis soll es demnächst  ein Album geben, erzählte Katché. Bislang sind  erst fünf Stücke aufgenommen, weitere sollen folgen. Wohl um den gewohnten Hörgenuss seiner Gäste nicht zu strapazieren, arbeitete sich der Drummer bei seinem Auftritt schrittweise in die neue Richtung vor.

 

Damit blieb der Gig zwar reich an Facetten, der rote Faden fehlte indes. Manches wirkte vorhersehbar und eindimensional. Trotzdem war allein die Brillanz der Instrumentalisten ein Erlebnis und ein Vergnügen.
Im Mittelpunkt des Abends saß und spielte Manu Katché, das wurde relativ schnell klar. Nun gut: Wer seinen Ruhm als „Sideman“ von Peter Gabriel und Sting begründete, darf sich bei eigenen Projekten einiges herausnehmen.

 

Von der technischen Panne mal abgesehen, ging das Experiment im Elektro-Trio mit  dem Bassisten Jérôme Regard und dem Gitarristen Patrick Manouguian weitgehend auf. Der knapp 60-jährige Schlagzeuger legte mächtig los. Seine Grooves waren spektakulär, verlangten dem drahtigen Mann einiges ab.

 

Katché spielte zwei längere Soli, ansonsten waberte ein dichter Fusion-Teppich, der bisweilen von Gesang (mal live, mal vom Notebook) und Samples unterstützt wurde. Der wummernde Bass, der aber nicht nur die rhythmische Basis bildete, sondern zur eigenen Klangfarbe wurde, und der Blues der Gitarre leisteten hier willkommene Unterstützung.

 

Das Publikum war überaus dankbar für das Klangspektakel. Auch die von Katché eingeforderte Gesangseinlage mit Frauen- und Männerstimmen im Wechsel funktionierte trefflich gut. Nach rund 80 Minuten war der besondere Abend Oldenburger Musikgeschichte.

 

anBeat/oli

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