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Blech wird zu Gold

Till Brönner ist nicht zu fassen. Denn alles, was der Tausendsassa in die Hände nimmt, wird zu Gold. Der Startrompeter traut sich vieles, er überspringt mühelos Grenzen und findet neue Zielgruppen, die begeistert sind, aber niemals behaupten würden, in einem Jazz-Konzert gewesen zu sein.

 

Gemessen an seinem Tournee-Auftritt in Bremen am Dienstagabend muss sich der 45-Jährige um seine Popularität keine Sorgen machen. Die Glocke, „einer der schönsten Spielorte in Deutschland“, so Brönner, war bis auf wenige freie Plätze gefüllt. Das Publikum, zum Großteil im fortgeschrittenen Alter, blickte erwartungsfroh auf den Entertainer und wurde bestens unterhalten.

 

Bedeutende Künstler ordnen ihren kreativen Phasen Farben zu. Wie bei großen Malern lässt sich die Palette auch bei Till Brönner individuell bestücken. Der blauen Periode der Anfangsjahre mit Chet-Baker-Standards folgte die grüne Phase mit der medialen Öffnung als Multitalent hin zur sonnengelben Ära der südamerikanischen Samba- und Bossa Nova-Einflüsse.

 

Zwischendurch war er als Impresario immer wieder im Fernsehen zu sehen, unter anderem als Juror der Casting-Show „X-Factor“ im Privatkanal. Dies hat ihn in Jazz-fernen Haushalten bekannt gemacht und ihm dadurch ein neues Publikum erschlossen.

 

Mittlerweile ist Brönner beim Goldstandard angekommen. Viele mögen ihn wegen seiner schier unerschöpflichen Schaffenskraft, Puristen verurteilen seinen breiten Ansatz bis hin zur Beliebigkeit.

 

„The good life“ lautet der Titel seines neuen Albums; „Dieses gute Leben“, das ihm sein großes Talent, aber auch harte Arbeit ermöglichten, ist bei ihm nicht zum Selbstbetrug geworden, sondern eher die Existenzgrundlage, vieles auszuprobieren.

 

In Bremen setzte Brönner im ersten Teil auf einen stark orchestrierten Akzent, der mit viel Wumms und Schmiss eröffnete. „Condor“ aus der Feder des Jazz-Pianisten Dave Grusin oder das eigene „42nd & 6th“ vom „Blue Eyed Soul“-Album dokumentierten die Kraft der ihn begleitenden Musiker. „Once upon a summertime“ von Johnny Mercer komponiert und ehedem von Miles Davis oder Oscar Peterson geadelt, überzeugte wie „Return to forward“.

 

Till Brönner lässt Nähe zu. Die Rolle des Conferenciers für sein Publikum auf der Bühne liegt ihm ebenso wie die des Mannschaftsspielers, der sich auch mal zurücknimmt und, wie in der Glocke geschehen, seinem Saxofonisten Magnus Lindgren das Spielfeld überlässt. Hier hat er sich wohl die Teamfähigkeit aus den frühen Jahren als jüngstes Mitglied in Peter Herbolzheimers Bundesjugendjazzorchesters bewahrt.

 

Im zweiten Teil agieren Brönner und Freunde dann zurückgenommener. Die neuen Stücke „Sweet Lorraine“ und „Her smile“ kommen ausbalanciert herüber und fluten den ohnehin überhitzten Saal zusätzlich mit Sonne.

 

Till Brönners Jazz ist populär, weil er eingängig ist. Gleichzeitig hegt er immer den Anspruch, dabei den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen. Dass die Mischung glänzende Unterhaltung ist, kann man ihm nicht vorwerfen.

 

anBeat/oli

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