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Dennerleins Gastspiel, Barbaras Heimspiel

Barbara Dennerlein reiste mit leichtem Gepäck. Üblicherweise bringt die Jazzmusikerin zu ihren Auftritten weltweit ihre mehrere hundert Kilogramm schwere Hammond-Orgel mit. Für das Gastspiel in Oldenburg hatte sich die Weltklasse-Solistin aus München aber kurzerhand das Instrument bei Joe Dinkelbach ausgeliehen, selber herausragender Jazzpianist aus Berne.

 

 

Derart erleichtert erlebte die 53-Jährige am Samstag im Wilhelm 13 einen ganz besonderen Abend, der sie spontan zum Entschluss bekräftigte, ihr Oldenburger Publikum für die Rückreise in den Süden einzupacken: „Ich möchte euch alle mitnehmen. Ihr seid so großartig!“ 

Dass es zuerst einmal und vor allem an ihr selbst lag, wird sie schon am besten wissen. Ihr virtuoses Spiel auf der elektronischen Orgel, die Attraktivität ihres Auftritts und ihrer Persönlichkeit, gepaart mit der sympathischen und launigen Moderation fügte sich zusammen in ein wunderbares Gesamterlebnis.

Dabei war es nicht nur ein musikalischer Genuss, sondern auch eine lebendige Vorlesung zum Thema „Hammond-Orgel“. Barbara Dennerlein dozierte vergnügt über das Instrument ihres Herzens, wagte hierbei die Zeitreise von der Erfindung der elektromechanischen Orgel durch Laurens Hammond im Jahr 1934 bis zur Einstellung dieser Art der Tonerzeugung 1975.

 

Im selben Jahr trat die Hammond-Orgel ins Leben der kleinen Barbara – und umgekehrt. Die geschenkte Orgel ohne Pedale war der ambitionierten jungen Musikerin nicht genug, schnell war sie gegen eine Hammond Modell B3 eingetauscht – und die Karriere war auf dem Weg in die berühmten Konzertsäle und Clubs in New York und London.

 

Da jede B3 manuell gefertigt wurde, klingt jede Orgel anders – gerade so, wie keine Kirchenorgel der anderen gleicht. Deshalb, so Dennerlein, entwickele sich jedes Konzert unterschiedlich; was aber vermutlich nur sie und andere Experten bemerken. Ihr Auftritt in Oldenburg erfüllte alle Erwartungen restlos. Mit dem „Early Bird“ fing sie das Publikum, „Sensivity“ ging unter die Haut und spätestens beim „Organ Boogie“ hatten Schwung und Rhythmus ihres Spiels das Wilhelm 13 fest im Griff.

Der Jazz-Waltz „For yellow butterflies“ gefolgt von „Southern Funk“, „Going home“ und „Black and White“, ihre Liebeserklärung an die Tasten des Instruments, rundeten das Programm ab.

 

Als wäre der Abend nicht reichhaltig genug, hatte Barbara Dennerlein eine Überraschung parat. Für den Titel „Make it Spicy“ baute der Oldenburger Profi-Schlagzeuger und Mitglied des gastgebenden Jazzclubs Alluvium Gunnar Olsen in Windeseile sein Set auf, und gestaltete die Zugabe zum einzigartigen Erlebnis. Und spätestens damit wurde Dennerleins Gastspiel zu Barbaras Heimspiel.

 

Text: anBeat/oli

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