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Vom Staube befreit

Jahrgang 66, Einzelkind, Fußball und die Beatles - kein seltenes Schicksal: Frank Goosen führte dies zur Meisterschaft, im Gegensatz zu dessen geliebten VfL Bochum. Auch deshalb dreht sich vieles um das Erwachsenwerde in Westdeutschland in den Siebzigern und Achtzigern. Das Buch "Frank Goosen über The Beatles" ist launig erzählt, gerade so, wie der Autor im Gespräch.

 

 

1979 sind Sie eher zufällig Beatles-Fan geworden. Der Schlüsselsatz Ihres Buches stammt vom Vater: „Gib mir kein Geld, gib mir lieber ein paar Platten für meinen Jungen!“ Würde dieser Satz heute auch funktionieren?

 

Goosen: In Zeiten des Streamings wird sich gekaufte Musik wohl nicht mehr lebensverändernd auswirken. Bei meinen Söhnen war es jedenfalls nicht so. Es gibt aber wieder mehr junge Menschen, die auf Vinyl stehen

 

Teilt die Familie wenigstens Ihre Leidenschaft?

 

Ich sag mal so: Man lässt mich gewähren – trotz der gemeinsamen Reise nach Liverpool vor einem Jahr. Die Leidenschaft zum Fußball ist in der Familie ausgeprägter.

 

Die Beatles sind 50 Jahre nach ihrer Trennung noch sehr präsent. Wie reagieren Sie, wenn John Lennons „Imagine“ aus dem Supermarkt-Lautsprecher plärrt oder sich der Schulchor an „Penny Lane“ ausprobiert?

 

Goosen: Beim Schulchor ist es okay, dann wird der Beatles-Geist ja in die nachfolgende Generation weitergetragen. Aber „Imagine“ finde ich inzwischen nur schwer erträglich. Da erlaube ich mir dann meinen Moment der Entrüstung.

 

Hat sich in 40 Jahren Ihre persönliche Sicht auf die Beatles verändert?

 

Natürlich. Ich konsumiere nicht mehr alles so wie früher, sondern schaue inzwischen auf das Gesamtkunstwerk. Bei der Recherche für das Buch bin ich in den Keller gestiegen und habe die ganze Beatles-Sammlung von damals und die Solo-Alben von John, Paul, George und Ringo herausgekramt. Da lag schon etwas Zeitstaub drauf.

 

Apropos Solo-Alben. Eine Frage muss dringend gestellt werden: Ist Yoko Ono schuld an der Trennung der Beatles?

 

Diese Frage hat mich nie ernsthaft interessiert. Ich weiß, dass sie lange Zeit als Künstlerin aus Japan von vielen heftig angefeindet wurde. Das habe ich immer als ungerecht empfunden. Letztlich hat Yoko Ono aus dem Liverpooler Rüpel den Weltbürger John Lennon gemacht.

 

Interview: oli/anbeat.com

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