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Sex und Geist in jedem Knopfloch

Warum Jim Morrison nur 27 wurde, ist hier gar nicht die Frage. Viel erstaunlicher ist, dass er dieses Alter erreichte. Am 3. Juli 1971 wurde der Sänger von The Doors tot in seiner Pariser Wohnung gefunden.

 

 

Sein früher Tod, beschleunigt durch exzessiven Lebenswandel und Drogenkonsum, war für die Fans ein Schock, folgte aber der damals ­üblichen Sehnsucht nach der Grenzerfahrung zwischen Spiritualität, Drogen und Schaffenskraft – und endete im „27er-Club“ - dem Club der toten Sänger. Jim Morrison war eine echte Rampensau – Körper und Sexualität drängten aus jedem Knopfloch. Der charismatische Frontmann vereinte wie kaum ein anderer die Poesie, Leidenschaft und Selbstzerstörung in sich.

 

The Doors waren intellektuell aufgeladen und musikalisch sehr experimentierfreudig. Die Band wurde im Sommer 1965 von Morrison und Organist Ray Manzarek am Strand von Venice Beach in Kalifornien gegründet. Der Name entstand in Anlehnung an Aldous Huxleys Essay „The Doors of Perception“ (Die Pforten der Wahrnehmung). Manzarek prägte den Sound der Band durch sein Orgelspiel entscheidend, zudem improvisierten er und Gitarrist Robby Krieger in langen Soli. Das Fehlen des Bassisten kompensierte der Pianist dadurch, dass er mit der einen Hand die rhythmische Begleitung auf einer Vox-Continental-Orgel und mit der anderen die Bassbegleitung auf einem Fender Rhodes Piano Bass spielte.

 

 

The Doors traten anfangs regelmäßig in den Clubs „London Fog“ und „Whisky a Go Go“ auf und arbeiteten an ihrem Stil, während Jim Morrison dort seine Bühnenpräsenz entwickelte. „Am Anfang war Jim so schüchtern, dass ich dachte, er würde niemals der nächste Mick Jagger werden“, sagte Schlagzeuger John Densmore kürzlich in einem Interview anlässlich des 50. Todestages. „Im Laufe der Zeit entwickelte sich Jim dann langsam in diesen wilden, zugleich introvertierten und extrovertierten Performer. Er war einzigartig und verrückt.“ Densmore, inzwischen 76 Jahre alt, beschwört noch heute die Demokratie innerhalb der Band als Erfolgsrezept. „Wir waren ein Quartett aus völlig unterschiedlichen Zutaten, dessen Mitglieder sich bedingungslos aufeinander einließen.“

 

Zurück zu den Wurzeln „Light My Fire“, „The End“, „When the Music’s Over“, „Roadhouse Blues“ und „Riders On The Storm“ überdauern die Jahrzehnte. 1971 gelangten The Doors mit dem Blues-Album „L.A. Woman“ zu ihren Wurzeln. Die meisten Stücke wurden roh und direkt aufgenommen. „Die Aufnahmen waren wie unsere Jamsessions 1965, als wir uns in der Garage von Rays Eltern trafen und improvisierten“, so Densmore. Danach ging Jim Morrison nach Paris und ward von den Bandkollegen nie mehr gesehen. „Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich wirklich um ihn trauern konnte. Ich war wütend und hasste ihn für seine Selbstzerstörung. Gleichzeitig liebte ich ihn für seine Kreativität. Lange Zeit war es Hassliebe. Heute empfinde ich keinen Hass mehr."

 

 

 

In der eher kurzen Phase ihres Bestehens prägten The Doors die späten Sechzigerjahre durch den charismatischen Gesang von Jim Morrison und das prägnante Orgelspiel von Ray Manzarek. Zwischen 1967 und 1971 entstanden sechs Studioalben,  von denen schon die Debüt-LP „The Doors“ mit dem Opener „Break On Through“, der Single-Auskoppelung „Light My Fire“, der Ballade „Chrystal Ship“, Willie Dixons „Back Door Man“, der Brecht/Weil-Komposition „Alabama Song“ und natürlich dem 11-Minuten-Epos „The End“ bemerkenswerte Titel aufweist.  Mit „Morrison Hotel“ (1970) und „L.A. Woman“ (1971) kehren The Doors dann wieder konsequent zu Rock und Blues zurück. Das letzte Album wurde von der Band selbst und Toningenieur Bruce Botnick produziert, da Stammproduzent Paul A. Rothchild die weitere Zusammenarbeit ablehnte. „Riders On The Storm“ und Titelsong „L.A. Woman“ wurden zu Klassikern der Musikgeschichte.

 

Text: oli/anbeat.com

Bilder: Imago

 

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